Ich versuche nur das in meinem Leben zu halten, was mich wirklich glücklich macht!

Mit unserer neuen Kampagne möchten wir uns dafür stark machen, dass Frauen* sich nicht für andere verbiegen und einfach so sind wie sie sein wollen. Wir möchten echten Powerfrauen aus unserer Community eine Plattform geben, ihre Geschichte zu erzählen und so uns und andere Frauen* zu empowern und inspirieren. Offen und ehrlich - ganz nach dem Motto: #seiwieduwillst

Wir durften der 2-fach Gründerin und Mutter Tanja einige Fragen zu den Herausforderungen des Alltags stellen und wie sie es schafft den Spagat zwischen Business und Familie zu managen. Außerdem hat sie uns einen kleinen Einblick verschafft, wie es ist als Frau mit 21 ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Wie kam die Idee dazu das Geburtsposter zu gründen? Das ist ja eine sehr spezielle Geschäftsidee.

Eigentlich begann die Idee, etwas Eigenes zu gründen, mit der Geburt von Ben, meinem Sohn. Als ich ihn ca. 5 Tage nach der Geburt auf dem Arm hatte und ihn angeschaut habe, dachte ich mir “Wahnsinn, jetzt ist er schon 5 Tage alt. Ich kann die Zeit nicht anhalten und er wird so schnell groß.” Das hat mich sehr traurig gestimmt, weil ich mit gewünscht habe, dass er immer so klein bleiben und nicht wachsen soll. Dann hatte ich die Idee, dass es ja irgendwas geben muss, was anders als bei einem Foto, die Originalgröße des Babys abbildet. Ich wollte so gerne Ben’s Körpergröße bewahren. Ganz spontan habe ich dann angefangen eine Babyillustration zu zeichnen. Das Endergebnis bildete Ben dann in der Größe ab, die er bei der Geburt hatte. Als ich dann eine Illustration für meine Schwester mit zwei Babys gezeichnet habe, war ich restlos begeistert. Es ist so schön, bei Geschwisterpostern den Größenunterschied im direkten Vergleich zu sehen.

Wie ist es denn ein Unternehmen zu gründen, wenn das eigene Kind noch ein Baby ist?

Wir haben sehr schnell gegründet. Mein Geschäftspartner Kai ist gleichzeitig auch der Vater von Ben. Bei der Gründung waren wir noch ein Paar - privat und beruflich. Wir sind seit 2010 gemeinsam selbstständig. Neu

gegründet haben wir als Ben ca. 12 Wochen alt war. Natürlich hat Kai vor allem am Anfang sehr viel für das neue Unternehmen gemacht, aber auch ich habe viel gezeichnet und viele Produkte entworfen. Wir haben uns da ganz gut aufgeteilt. Um aber auf deine Frage zurückzukommen - wie es ist, zu gründen, wenn das eigene Kind noch so jung ist: Dadurch, dass wir noch eine weitere Firma hatten, war es anstrengend und - da bin ich auch ganz ehrlich - unsere Beziehung hat es leider nicht geschafft. Wir haben uns ein Jahr später privat getrennt. Wir verstehen uns aber immer noch sehr gut und haben auch noch die beiden Firmen zusammen. Wir wissen nach wie vor was wir aneinander haben und das ist auch der Grund, weshalb es so gut funktioniert.

Wie managest du denn jetzt deinen Alltag? Hat sich das ganz gut eingependelt oder ist jeder Tag irgendwie anders?

Tatsächlich haben wir uns ganz gut eingegrooved - dann kam Corona. Doch auch da haben wir auch eine ganz gute Lösung gefunden. Ben ist zu 50 % bei mir und zu 50 % bei Kai. Wenn die Kita wegen Corona geschlossen hatte mussten wir einfach flexibel bleiben. Am Ende des Tages gilt es, eine Lösung zu finden, die für uns und Ben funktioniert. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Wir haben uns irgendwie arrangieren können, uns aufgeteilt und öfter mal abgewechselt, wenn z.B. einer von uns einen Call hatte. Zum Glück haben wir jetzt auch eine ganz liebe junge Frau gefunden, die stundenweise auf Ben aufpasst und auch ins Büro kommt - das erleichtert uns sehr in unserer Arbeit und Organisation.

Du hast ja schon mit 21 das erste Unternehmen gegründet, was ja sehr jung ist. Wie war das für dich und wie kam es dazu?

Ich habe eine Ausbildung in einem Verlag gemacht, bin dann ins Marketing gerutscht und habe dort Brand Management in House gemacht. Allerdings habe ich dort sehr viele Stunden mit sehr viel Druck gearbeitet, ohne dafür angemessen vergütet zu werden. Eines Tages bin ich dann aufgestanden und bin heulend zur Arbeit gefahren, weil es einfach zu viel war. Zur gleichen Zeit habe ich Kai kennengelernt. Er war damals bei Store Manager und hatte Lust, etwas Eigenes zu gründen. Zu der Zeit befand er sich in einer Phase, in der er sich überlegte, was man er machen könnte. Bei mir hat es dann ganz gut gepasst, dass ich den Marketingansatz mitgebracht habe. Wir haben dann zusammen überlegt und gebrainstormed. Anfangs habe ich noch halbtags weiter in einem festen Job gearbeitet, bis wir es dann nach 2 Jahren komplett gemacht haben. Mit diesem Unternehmen haben wir für sehr große Kunden gearbeitet. Es hat insgesamt schon sehr viel Spaß gemacht - war aber rückblickend betrachtet vielleicht etwas zu früh.

Warum meinst du, dass es etwas früh war?

Naja, die meisten Menschen studieren mit 21 und leben sich aus. Wir haben für den ADAC, Tesa, Beiersdorf etc. gearbeitet und mussten immer on Point Projekte abliefern. Zu dieser Zeit gab es für uns kein links und rechts. Für unsere Kund*innen mussten wir 100% Leistung erbringen. Es war eine sehr aufregende, aber auch anstrengende Zeit und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung. Manchmal erwische ich mich trotzdem dabei zu denken “Hey, was hättest du so alles mit 21 machen können?”

Gerade als junge Frau war es teilweise auch nicht ganz einfach. Denn: Wie ernst wirst du mit 21 Jahren genommen? Da waren teilweise schon komische Momente dabei. Zum Beispiel, dass Leute im ersten Moment nicht verstanden haben, dass ich die Gründerin bin. Oder es kamen Aussagen wie “Ja, Mädchen was willst du mir denn jetzt erzählen?” Diese Worte haben mich schon ein bisschen verletzt. Rückblickend betrachtet habe ich aber vor allem sehr viel gelernt und bin auch persönlich sehr gewachsen.

Wurde Kai da anders wahrgenommen?

Ich glaube, dass es oft so ist, dass Männer anders mit Männern sprechen. Vor allem, wenn es um Business geht. Im Verkauf sehe ich es jetzt als Vorteil eine Frau zu sein, aber ich glaube, wenn man von einem Gespräch auf Augenhöhe redet, hat es ein Mann per se einfacher, weil viele Entscheider immer noch Männer sind. Da können wir jetzt natürlich drüber diskutieren, aber das sind zumindest die Erfahrungen, die ich gemacht habe.

Ich stelle aber auch fest, dass es mit meinem Alter besser geworden ist. Ich weiß wer ich bin und was ich kann. Ich lasse mich da wahrscheinlich nicht mehr so schnell verunsichern. Als ich jung war, war ich mit mir noch nicht so im Einklang, wie ich es jetzt mit fast 32 bin. Das Auftreten macht einen enormen Unterschied - das spielt viel mit rein!

Glaubst du, dass das auch einer der Gründe dafür ist, dass nur rund 10% der Gründer*innen in Deutschland weiblich sind?

Das kann gut sein. Ich glaube, dass vielen Frauen der Mut fehlt. Vielleicht liegt es auch an unserem gesellschaftlichen Modell, in dem du als Frau irgendwann schwanger wirst und ein Kind bekommst - der Versorger ist dann immer noch mehr oder weniger der Mann. Wir haben das glücklicherweise total gut lösen können, als wir Ben bekommen haben. Ich kenne aber viele Frauen, die sagen: “Natürlich bleibe ich erstmal zu Hause und mache eine Pause.” Da es aber in dem Fall auch mein Business war, wollte ich nicht einfach sagen “Ich bin jetzt mal raus.” Ich glaube es liegt teilweise immer noch an dem Rollenbild. In den Babymassage- und Krabbelkursen waren auch nur Mütter - da habe ich keinen Vater gesehen. Väter können theoretisch ja auch Elternzeit nehmen. Die Realität sieht dennoch anders aus. Wir bekommen das als Partner gut hin, weil uns Konstellation in die Karten spielt, aber es ist natürlich auch sehr anstrengend keinen doppelten Boden zu haben. 

Unser Alltag ist anders und es gibt Tage, an denen ich ein schlechte Gewissen Ben gegenüber habe. Bei anderen Kindern kommt die Mutter mittags nach Hause, kocht Mittagessen und hat den Nachmittag über Zeit für ihr Kind. Bei uns kommt teilweise die Babysitterin ins Büro und kümmert sich um Ben. Die zwei haben dann auch eine tolle Zeit zusammen, trotzdem ist es immer ein “Zwischen den Stühlen stehen”, weil wir als selbstständige einfach nie so wirklich frei haben.

Was nervt dich im Moment am meisten?

Im Moment nervt mich am meisten, dass so viele Menschen auf Grund der momentanen Situation einfach richtig schlecht gelaunt sind, eine ganz niedrige Toleranzgrenze haben. Das finde ich momentan am schlimmsten! Wir stecken gerade alle in derselben Situation, es gibt gerade Corona und einen Lockdown. Diese Situation ist nicht einfach und jeder hat sein Päckchen zu tragen. Es sollte doch aber trotzdem möglich sein, dass wir alle vernünftig miteinander umgehen und Verständnis füreinander zeigen. Wichtig ist meiner Meinung nach auch, die Kinder nicht aus den Augen zu verlieren, denn die Schließung der Schulen und Kitas hat eine Tragweite, die wir möglicherweise heute noch gar nicht erfassen können.

Wofür brennst du?

 Auf jeden Fall für Ben. Ich möchte, dass er ein toller, selbstständiger Junge wird, der selbstbewusst ist und mit beiden Beinen im Leben steht. Er soll keine Angst haben und seinen Weg gehen. Und für mein Business. Es erfüllt mich, das merke ich jetzt auch gerade wieder besonders. Mir macht es sehr viel Spaß - denn ich kann mich ausleben und habe das Gefühl, dass wir etwas bewegen können. Trotz oder gerade in der aktuellen Situation.

 Ben ist aktuell auch viel im Büro. Arbeit gehört für ihn zum Alltag. Er sagt auch ganz oft “Mama, arbeiten wir heute noch?” Dann baut er sich seinen kleinen Schreibtisch mit Computer aus Boxen, Blöcken und Stiften. Es war bei uns auch nie der Fall, dass wir dachten “boah, jetzt müssen wir arbeiten.” Nein - es hat uns immer angetrieben und wir hatten immer Lust auf unsere Arbeit. Wir sehen die Arbeit mehr als unser Hobby. Das ist natürlich eine ganz andere Situation, wenn ein/e Arbeitnehmer/in in einem 9 to 5 Job arbeitet. Das war bei uns nie der Fall und ich hoffe, dass es auch nie so sein wird. Ich finde es sehr schade, weil wir alle wirklich viel Zeit bei der Arbeit verbringen.

Es gibt so viele Chancen, die ein Job bietet. Ich würde es vielen Menschen wünschen, genau das zu erleben; denn das ist es, was wirklich viel mit der eigenen Lebensqualität macht. Generell finde ich es sehr wichtig, dass es Dinge im Leben gibt, die Energie geben - und nicht die ganze Energie rauben. Das fängt bei Menschen an und hört bei Gegenständen auf. Ich versuche meinen Fokus darauf zu legen, zu erkennen wo meine Energie herkommt und mögliche Energiefresser schnellstmöglich auszuschließen. Über allem steht dabei mir immer die Frage: “Was macht mich wirklich glücklich?” Das war auch bei Kai und mir der Fall. Ich wusste lange nicht, ob ich unglücklich mit dem Job, der Tatsache, dass ich ein Kind habe oder mit der Beziehung bin. Erst als ich wirklich ehrlich zu mir selber war konnte ich erkennen wo das Problem lag. Es ist so wichtig sich selber ständig zu hinterfragen und zu schauen was noch besser werden kann, wie Veränderung geschehen können und dann auch Taten folgen zu lassen.

Vielen Dank für das tolle Interview, Tanja!