Kind und Job darf kein "entweder/oder" sein!
Den Start macht unsere wunderbare CMO, Working Mom & absolute Powerfrau Juliane von MYLILY.
“Kind und Job? Ich mach beides!”, sagt sie mit voller Überzeugung.
Ohne Frage ist beides unter einen Hut zu bringen gar nicht so einfach. Sie hat uns von ihren Herausforderungen erzählt, wie sie auch mal Druck rausnimmt und Zeit für sich findet.
Beschreibe doch einmal, in welcher Lebenssituation du dich befindest und was dabei deine Herausforderungen sind.
Meine Lebenssituation sieht so aus: Ich bin eine “Vollzeit Working Mom” und das füllt mein Leben eigentlich komplett aus :-).
Ganz unabhängig von der Corona-Pandemie ist es eine Herausforderung, das Familienleben so hinzubekommen, dass es für uns beide als Paar und für unser Kind funktioniert. Leider sind die Gegebenheiten, beispielsweise die Kita-Öffnungszeiten, nicht sehr flexibel, so dass wir hier schon ganz genau unseren Alltag planen müssen. Wer macht den Haushalt, wer geht einkaufen, wer hat wann Termine? Da braucht man viel Struktur und muss sich in allen Situationen aufteilen, damit das klappt. Und das klappt nicht wirklich immer ;-).
Dazu kommt die Herausforderung, dass die Gesellschaft noch nicht akzeptiert hat, dass Mütter durchaus auch arbeiten gehen, sodass man oft mit Gegenwind zu kämpfen hat und allgemein wenig Verständnis herrscht.
Und dann ist da noch meine persönlich größte Herausforderung: Wann bleibt eigentlich mal Zeit für mich?
Magst du ein wenig mehr erzählen, wie genau ihr das als Paar in der Theorie managed?
Wie teilt ihr euch auf oder wie versucht ihr es?
Theoretisch versuchen wir, dass einer unser Kind morgens in die Kita bringt und der andere es abholt. Wir haben die generelle „Regel“, dass immer zusammen Abendbrot gegessen wird und wir dann Familienzeit haben und uns die Zu-Bett-Geh-Zeit aufteilen.
Das funktioniert aber nur gut, wenn man einen planbaren 9to5 Job hat. Sobald allerdings ein Partner mehr Flexibilität braucht, dann kippt dieses Modell, da man sich an starre Kita-Öffnungszeiten* halten muss und hier kein Spielraum bleibt. Da kann es schnell mal stressig werden, rechtzeitig zur Kita zu kommen. Wenn dann das eigene Kind auch noch als “letztes” abgeholt wird, hinterlässt das leider irgendwie zusätzlich ein komisches Gefühl.
Wir haben das Glück, die Familie nah bei uns zu haben, so dass es vor der Corona-Zeit auch immer einen Tag gab, an dem Oma und Opa unsere Tochter abgeholt haben oder in absoluten Notsituationen die Großeltern auch schnell mal einspringen konnten. Darauf müssen wir aber ja gerade leider verzichten :-(
Da keiner von uns beiden wirklich einen planbaren Arbeitsalltag hat, schauen wir von Woche zu Woche, wie wir uns aufteilen. An den Tagen, an denen ich Flexibilität brauche, steht mein Partner früh auf, um rechtzeitig Feierabend machen zu können und die Abholzeit einzuhalten. Trotzdem ist das in der Praxis oft echt anstrengend. Und es bedeutet auch, oft noch abends am Rechner zu sitzen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe kaum Zeit, mal durchzuatmen.
Welchen Impact hat dann jetzt Corona auf die Paare, die beide Vollzeit mit Kind arbeiten?
Wenn unser Kind nicht in die Kita gehen darf, dann ist die Situation zu Hause im Home Office folgende: Einer betreut unser Kind und einer arbeitet. Und dann muss man sich abwechseln. Das heißt, man muss alle Termine so legen, dass nichts parallel stattfindet, damit eben immer einer Zeit für unser Kind hat, gerade wenn sie noch so klein sind. Das ist absoluter Stress und es strapaziert die Nerven total. Ich bewundere Eltern, die nebenbei auch noch Lehrer spielen müssen. Da kann ich froh sein, “nur” Türme zu bauen oder Bücher vorlesen zu müssen.
Außerdem müssen ArbeitgeberInnen vollkommenes Verständnis für die Situation haben, das ist leider aber oft auch nicht der Fall. Ich kenne Eltern, die noch nicht einmal Home Office machen dürfen und dann wird es richtig kompliziert….
Ich bin noch zwiegespalten, ob die Situation wirklich den Weg für eine allgemeine Anerkennung des Home Offices ebnet. Ich sehe es bei Freunden, deren Arbeitgeber an der alten Denke festhalten und sich überhaupt nicht bewegen lassen. Die Firmen müssen gezwungen werden, ein flexibles Arbeitsmodell anzubieten und auszuprobieren.
Insgesamt hoffe ich aber, dass die Situation ein Umdenken und mehr Akzeptanz für arbeitende Eltern und agile Lösungen fördert. Es löst aber leider nicht das starre Kitasystem.
Ja, wir werden sehen. Und wie schaffst du es dann dir wirklich auch mal die Zeit für dich zu nehmen, und zwischendurch mal bewusst zu sagen “Okay, das nehme ich mir jetzt für mich, weil ich brauche das”?
Also, wenn ich im Home Office arbeite, dann kann ich zum Beispiel sagen: “Okay, den Fahrweg, den ich heute gehabt hätte, den nutze ich jetzt, um eine Yoga-Session zu machen.” oder die Mittagspause, die ich im Büro mit den Kolleg*innen verbringe, kann ich mal nutzen, um Joggen zu gehen oder für einen Spaziergang. Wenn man das zumindest ein bis zwei Tage die Woche schafft, dann gibt es einem auf jeden Fall ein wenig Freiheit, auch wieder ein bisschen Zeit für sich zu haben.
Welche Gedanken kreisen zurzeit am häufigsten in deinem Kopf?
Wie ich es schaffe, allem gerecht zu werden - denn ich habe oft das Gefühl, an tausend Dinge gleichzeitig denken zu müssen. Dabei sollten wir aufhören, allem gerecht werden zu wollen. Wir wollen 100% im Job geben, eigentlich sogar 110%, weil wir immer das Gefühl haben, allen beweisen zu müssen, dass man Kind und Job schaffen kann. Und dann wollen wir natürlich auch unser zu Hause perfekt schick und aufgeräumt haben, wie es uns die Social Media Welt vormacht. Aber das ist totaler Quatsch und baut nur unnötig Druck auf.
Dann bleibt eben mal die Wäsche liegen, dann ist eben das Bad nicht perfekt geputzt, dann müssen die Kolleg*innen eben auch mal warten oder dann ist eben auch mal im Online-Meeting unser Kind dabei. Und das sollte das neue Normal sein.
Ich habe das Glück bei MYLILY, obwohl ich die einzige Mutter bin, total verständnisvolle Kolleg*innen zu haben. Vielleicht weil ich nicht versuche, irgendwie zu sein, sondern so bin, wie ich sein will und kann.
Was macht dir denn an deinem Job am meisten Spaß?
Oh ich habe nicht nur Spaß, ich brenne für meinen Job :-).
Aber wenn du mich konkret fragst, am meisten Spaß macht mir, dass wir alles von vorne bis hinten durchdenken müssen und können. In einem Start up muss man immer das große Ganze betrachten und ist an jedem Prozessschritt von der Produktentwicklung bis zur Anzeigengestaltung involviert. Das ist aber auch ein bisschen Fluch und Segen zugleich, weil man natürlich unzählige To Do's hat und irgendwie nie fertig wird ;-).
Außerdem ist es für mich auch sehr wichtig mit nachhaltigen Produkten und sozialen Partnerschaften die Welt ein Stückchen verbessern zu können.
*Anmerkung der Redaktion: Juliane wohnt in Schleswig-Holstein