Die Geburt eines Kindes markiert einen bedeutenden Wendepunkt im Leben einer Frau*, gefolgt von einer intensiven Kennenlernzeit mit dem Neugeborenen und einer Phase der körperlichen und emotionalen Erholung – dem Wochenbett. Ein wesentlicher Aspekt dieser Erholungszeit ist der Wochenfluss, medizinisch als Lochien bezeichnet. Der Wochenfluss ist ein natürlicher Prozess, der unmittelbar nach der Entbindung beginnt und mehrere Wochen andauert. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Rückbildung der Gebärmutter und der Reinigung des Körpers von Geburtsrückständen.
Während der Nachgeburt, bei der die Plazenta und Eihäute abgestoßen werden, entsteht eine etwa handgroße Wunde in der Gebärmutter und dem Geburtskanal. Diese Wunde muss natürlich erst einmal heilen. Daher sollte Ruhe für die frischgebackene Mama an erster Steller stehen. Der Wochenfluss besteht aus Blut, Schleim und Geweberesten, die während und nach der Geburt in der Gebärmutter verbleiben. Sein Verlauf, seine Menge und seine Beschaffenheit können wertvolle Hinweise auf die Heilung und den allgemeinen Gesundheitszustand der Mutter geben. Daher ist es wichtig, den Wochenfluss aufmerksam zu beobachten und zu verstehen, um mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen und entsprechend handeln zu können. Im Folgenden geht es darum, was der Wochenfluss eigentlich ist und was man tun kann, um die Wundheilung nach der Geburt zu unterstützen.
Was ist Wochenfluss überhaupt?
Unter Wochenfluss ist das Wundsekret zu verstehen, das sich nach der Geburt über zwei bis sechs Wochen hinweg vom Uterus über die Vagina absondert. Es besteht aus restlichem Blut, Gebärmutterschleimhaut, Flocken der Käseschmiere, Eihaut und Bakterien. Dabei ist es irrelevant, ob die Geburt auf natürlichem Wege oder per Kaiserschnitt durchgeführt wurde, denn die Wunde im Uterus besteht in jedem Fall. Nach einem Kaiserschnitt kann es vorkommen, dass der Wochenfluss milder, aber dafür länger ausfällt, da sich die Gebärmutter nach diesem Eingriff langsamer zurückbildet.
Der Wochenfluss und die Zeit danach sind Teil des natürlichen Heilungsprozesses nach der Geburt. Man sollte seinem Körper die Ruhe und Pflege, die er braucht und zusätzlich daran denken, auf die eigene mentale und emotionale Gesundheit zu achten.
Phasen des Wochenflusses
Der Wochenfluss lässt sich grob in vier Phasen unterteilen, die sich in Farbe, Konsistenz und Beschaffenheit des postnatalen Ausflusses unterscheiden:
Lochia rubra
Die erste Phase fällt am stärksten aus. Es werden bis zu 300 Milliliter blutiger Ausfluss abgestoßen. Der blutrote Wochenfluss ist größtenteils flüssig mit einigen Blutklumpen. Ausgeschieden werden Blut, Gebärmutterschleimhaut, Eihautreste, Käseschmiere und Mekonium (erste Darmentleerung des Babys).
Lochia fusca
Nach ungefähr einer Woche fällt der Wochenfluss deutlich geringer aus und nimmt nun eine bräunliche Farbe an. Die dunkle bräunliche Farbe entsteht, wenn altes, bereits geronnenes Blut und Gewebereste aus der Gebärmutter ausgeschieden werden. Der Uterus befindet sich weiterhin in der aktiven Phase der Rückbildung. Bestandteile sind Blut, weiße Blutkörperchen und Lymphe.
Lochia flava
Der Wochenfluss der nächsten Phase, nach etwa einer weiteren Woche, ist schmutzig-gelb, zäh und schwach. Er kann bis zu sechs Wochen andauern und besteht aus abgestorbenem Gewebe, Bakterien und Schleim und signalisiert, dass sich der Körper im Endstadium des Wochenfluss befindet.
Lochia alba
In der letzten Phase ist der Wochenfluss eher weißlich, wässrig und nur noch sehr schwach. Nun besteht der Ausfluss hauptsächlich aus Schleim, Leukozyten und abgestorbenem Gewebe. Diese Phase kann auch bis zu sechs Wochen lang dauern. Es ist weiterhin wichtig, den Wochenfluss zu beobachten. Sollten plötzlich Veränderungen wie eine Rückkehr zu starkem blutigem Ausfluss, ein unangenehmer Geruch, Fieber oder starke Schmerzen auftreten, sollte eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden.
Beachte jedoch, dass jede* Frau individuell ist und demnach der Ablauf der verschiedenen Phasen von Frau* zu Frau* variieren kann. Deshalb sollte man sich nicht wundern, wenn der Verlauf des eigenen Wochenflusses von dem beschriebenen Ideal-Verlauf abweicht. Allerdings gibt es auch einige Fälle, bei denen es sich empfiehlt, eine Hebamme oder eine Ärztin/einen Arzt aufzusuchen, um die Ursachen für diese Unregelmäßigkeiten abzuklären. Bei folgenden Symptomen sollte man aufmerksam werden:
- Starke Blutungen: Wenn plötzlich sehr starke Blutungen auftreten, könnte dies auf eine Nachgeburtsblutung hinweisen, die ärztliche Hilfe und eine angemessene medizinische Versorgung erfordert.
- Fieber oder Schmerzen: Fieber, starke Schmerzen im Unterleib oder ein unangenehmer Geruch des Wochenflusses können Anzeichen einer Infektion sein.
- Abruptes Stoppen des Wochenflusses: Wenn der Wochenfluss plötzlich stoppt, ohne dass die Phasen vollständig durchlaufen sind, sollte man ärztlichen Rat einholen, da es zu einem Stau kommen kann und das Wundsekret etc. nicht mehr richtig abfließen können. Das kann dazu führen, dass die Wunde nicht richtig heilt und weitere Infektionen durch den Stau entstehen.
Tipps zur Unterstützung der Heilung
Stillen: Stillen beeinflusst den Wochenfluss positiv! Das Hormon Oxytocin, das beim Stillen freigesetzt wird, hilft der Gebärmutter, sich zusammenzuziehen und fördert so den Heilungsprozess. Gut zu wissen: Oxytocin wird oft zur Geburtseinleitung eingesetzt, da durch die krampfende Wirkung die Wehen verstärkt werden.
Bauchlage und Massage: Täglich 30 Minuten auf dem Bauch liegen, fördert die Wundheilung und regt den Wochenfluss an. Eine Bauchmassage mit flacher Hand kann ebenfalls förderlich sein. Des Weiteren kann es sinnvoll sein, Unterwäsche oder Shapewear mit einem Kompressionseffekt zu tragen.
Sitzbäder: Ein Salz-Sitzbad kann die Wundheilung unterstützen und für Entspannung sorgen.
Beachte: Bei einem Sitzbad sollten die Brüste jedoch nicht im Wasser sein, um die Milchkanäle und empfindlichen Brustwarzen vor dem bakteriellen Wochenfluss zu schützen.
Wenig körperliche Aktivität: Zu viel körperliche Anstrengung kann den Wochenfluss verstärken, daher ist es wichtig, in den ersten Wochen nach der Geburt auf schonende Bewegung zu achten und den eigenen Körper nicht zu überlasten.
Die richtige Hygiene
Während des Wochenflusses ist eine gute Hygiene besonders wichtig, um bakterielle Infektionen zu vermeiden und die Wundheilung zu unterstützen.
Auch wenn normalerweise der Komfort eines Tampons oder einer Menstruationstasse genossen wird – ist es sinnvoll, während des Wochenflusses lieber darauf zu verzichten! Wir wissen, dass alles, was in unsere Vagina eingeführt wird, potenziell auch Keime und Bakterien mit sich bringen kann. Während des Wochenflusses heilen die Wunden erst und das Auslösen neuer Infektionen sollte in jedem Fall vermieden werden.
Man sollte also lieber zu speziell entwickelten Wochenbett-Einlagen aus 100% Baumwolle greifen, da sie einen keimfreien und atmungsaktiven Schutz bieten, der sich optimal für den Wochenfluss eignet. In den späteren Phasen des Wochenflusses kann auch Periodenunterwäsche verwendet werden, die das Wundsekret sicher auffängt und eine nachhaltige Alternative zu den Einlagen bietet.
Die Wochenbetteinlagen und die Unterwäsche sollten jedoch trotzdem in regelmäßigen Abständen gewechselt werden, um eine bakterielle Überwucherung zu verhindern. Zudem ist es sinnvoll, sich die Hände vor dem Wechseln gründlich zu waschen, damit sie keimfrei sind.
Auch das Tragen von atmungsaktiver Unterwäsche und lockerer Kleidung, die die Luftzirkulation im Intimbereich ermöglichen, hilft bei der Wundheilung. Vermieden werden sollten hingegen enge Kleidungsstücke, die die Feuchtigkeit stauen können und die Entstehung von Infektionen begünstigen.
Außerdem sollte während des Wochenflusses auf eine sanfte, nicht-reizende Reinigung geachtet werden. Verwende dafür eine milde, parfümfreie Seife und achte darauf, die äußeren Genitalien gut zu reinigen.
Darf ich während des Wochenflusses Sex haben?
Generell gilt, die Signale des eigenen Körpers zu beachten. Aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen während des Wochenflusses Sex zu haben, sobald wieder Lust empfunden wird. Allerdings sollte während des Geschlechtsverkehrs ein Kondom benutzt werden, damit die Vagina, die noch wund ist und kleine Risse hat, keine Infektion durch die Bakterien, die während der Penetration eindringen können, bekommt. Hebammen raten allerdings meist dazu, noch zu warten, damit der Körper genug Zeit und Ruhe hat, um zu heilen. Letztendlich sollte jede* für sich selbst entscheiden, ob sie sich bereit dazu fühlt, wieder Geschlechtsverkehr zu haben.