Hormonelle Verhütungsmittel sind sehr gängige Verhütungsmethoden, die für viele junge Frauen* in Teenager-Jahren die erste Wahl in Sachen Verhütung sind. Wir dachten uns, wir werfen mal einen genaueren Blick auf diese Verhütungsmethoden: Wie ist deren Wirkungsweise, welche hormonellen Verhütungsmittel gibt es überhaupt und was sind ihre Vor- und Nachteile?
Verhütung mit Hormonen: Wirkungsweise
Anti-Baby-Pille, Spirale, Verhütungsring oder Dreimonatsspritze - die Auswahl bei hormonellen Verhütungsmitteln ist groß. Sie gelten als sehr sicher und sind - anders als die Pille danach - verschreibungspflichtig. Denn hormonelle Verhütungsmittel greifen in den natürlichen Zyklus der Frau ein, wodurch sich auch unerwünschte Nebenwirkungen ergeben.
Doch zunächst soll es darum gehen, wie hormonelle Verhütungsmittel eigentlich funktionieren.
All diese Präparate enthalten künstlich hergestellte Hormone (Östrogene und Gestagene), die Einfluss auf den weiblichen Zyklus nehmen. Sie können auf drei verschiedenen Weise wirken:
- Unterdrückung des Eisprungs durch die Hemmung der Eizellreifung
- Hemmung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut, sodass sich eine befruchtete Eizelle nicht einnisten kann
- Verdickung des Schleims im Gebärmutterhals, wodurch sich Spermien nicht mehr bewegen können und absterben, bevor sie die Eizelle erreichen
Die hormonellen Verhütungsmethoden im Detail
Wir listen euch die gängigsten hormonellen Verhütungsmittel auf und erklären, auf welche Art sie jeweils wirken und zu welchen Nebenwirkungen es kommen kann.
Die Antibabypille
...auch Verhütungspille oder einfach Pille genannt, ist das bekannteste hormonelle Verhütungsmittel.
Sie wirkt bei korrekter Anwendung sehr zuverlässig und enthält meistens die beiden Hormone Östrogen und Gestagen. Die sogenannte Minipille enthält nur Gestagen. Die Hormonzusammensetzung, die Dosierung und Einnahme der Pille kann je nach Präparat variieren. In der Regel werden Antibabypillen 21 oder 22 Tage lang täglich zur selben Uhrzeit eingenommen, bis die sechs- oder sieben tägige Pause folgt. In dieser Zeit setzt die Menstruationsblutung ein. Wird die Einnahme mal vergessen, muss sie innerhalb von 12 Stunden nachgeholt werden, damit der Verhütungsschutz erhalten bleibt. Ansonsten muss zusätzlich verhütet werden oder aber, wenn zuvor Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, zur Pille danach gegriffen werden.
Pille und Alkohol
Ähnliches gilt, wenn es aufgrund von zu viel Alkohol zu Erbrechen oder Durchfall kommt: So können die Wirkstoffe der Pille ausgeschieden werden und der Schutz ist nicht mehr gewährleistet.
Pille und Antibiotika
Wenn neben der Pilleneinnahme, z.B. aufgrund einer fortgeschrittenen Blasenentzündung, Antibiotika eingenommen werden, kann es zu einer Wechselwirkung mit der Pille kommen. Je nach Pillenpräparat kann das Antibiotikum die Wirkung der Pille aufheben und der Schutz ist nicht mehr garantiert. Am besten informierst du dich beim Arzt oder der Ärztin, was bei der Wechselwirkung zu beachten ist.
Die Pille gegen Pickel
Einige Antibabypillen sorgen aufgrund der enthaltenen Hormone für ein reineres Hautbild. So wird die Pille auch gegen Pickel und z.B hormonelle Akne verschrieben.
Wie wirkt die Pille danach?
Die Pille danach verschiebt den Eisprung, indem sie den natürlichen Hormonanstieg im Körper vor dem Eisprung verhindert und um ca. 5 Tage verzögert. Die Pille danach kostet zwischen 15 und 35 Euro und wird meistens nicht von der Krankenkasse übernommen.
Nebenwirkungen der Pille und der Pille danach
Vor allem bei Präparaten der 3. und 4. Pillengeneration kann das Risiko einer Venenthrombose auftreten. Auch die Pille danach hat Nebenwirkungen, weil sie mit einem Mal eine hohe Menge an Hormonen in den Körper bringt.
So kann es mit der Pille danach zu Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und Schwindel sowie einem verschobenen Zyklus mit Menstruationsbeschwerden kommen. Die Minipille hingegen hat verringerte Nebenwirkungen und auch das Thromboserisiko ist minimierter.
Weitere Nebenwirkungen mit der Einnahme der Pille sind Stimmungsschwankungen, Libidoverlust und Spannungsgefühlen in der Brust.
Die östrogenfreie Pille soll weniger Nebenwirkungen haben. Sie enthält den Wirkstoff Desogestrel und eignet sich für stillende Frauen* oder für Frauen*, die keine Östrogene vertragen. Allerdings kann es durch das fehlende Östrogen zu Zyklusschwankungen und Schmierblutungen kommen.
Die Hormonspirale
...wird von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt in der Gebärmutter platziert und bietet einen Verhütungsschutz von drei bis fünf Jahren.
Die Spirale ist ein T-förmiges Kunststoffstück mit einem kleinen Hormondepot. Es handelt sich um das Hormon Levonorgestrel, welches lokal verabreicht wird und in der Menge deutlich geringer ist als die Hormonausschüttung der Antibabypille. So kommt es mit der Hormonspirale weiterhin zu einem Eisprung. Stattdessen bewirkt die Spirale die Verdickung des Schleims im Gebärmutterhals, sodass er für Spermien nicht mehr passierbar wird. Auch der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird gehemmt. Dadurch kann sich eine befruchtete Eizelle, sollten doch Spermien in die Gebärmutter gelangen, nicht einnisten.
Bei manchen Frauen kommt es mit der Hormonspirale zu einer deutlich stärkeren Periode, während sie bei anderen ganz ausbleibt. Das Einsetzen ist für viele sehr schmerzhaft und wird nicht immer von der Krankenkasse übernommen. Auf Wunsch ist eine örtliche Betäubung möglich und die Position der Spirale muss bei regelmäßigen Kontrollterminen überprüft werden.
Das Verhütungspflaster
...wird wie ein normales Pflaster auf die Haut geklebt.
Es enthält die Hormone Gestagen und Östrogen, die über die Haut in den Blutkreislauf übergehen. Das Verhütungspflaster eignet sich vor allem für Frauen*, die keinen geregelten Alltag haben, viel unterwegs sind oder im Schichtdienst arbeiten. Das Pflaster bleibt drei Wochen lang auf der Haut, wobei es wöchentlich gewechselt wird. In der vierten, pflasterfreien Woche setzt die Menstruation ein.
Weil die Dosis des Östrogene relativ hoch ist, kann das Pflaster eher zu Nebenwirkungen führen als die Pille oder der Vaginalring. Es kann aber auch an anderen Körperstellen platziert werden, ausgenommen sind die Brüste.
Der Hormonring
...wirkt wie die Hormonspirale auch lokal. Er besteht aus biegsamen Kunststoffen und gibt die Hormone Östrogen und Gestagen in den Blutkreislauf ab. Er wird eigenständig in die Vagina eingeführt, wofür er leicht zusammengedrückt wird. Der Vaginalring bleibt drei Wochen sitzen und wird danach entsorgt. In der darauf folgenden einwöchigen Pause kommt es zur Monatsblutung und im Anschluss wird ein neuer Ring eingesetzt. Während des Geschlechtsverkehrs kann der Ring herausgenommen werden, weil der Schutz trotzdem für maximal drei Stunden bestehen bleibt.
Die Dreimonatsspritze
...oder Hormonspritze enthält das Hormon Gestagen und bietet dem Namen entsprechend einen drei Monate langen Verhütungsschutz.
Die Spritze wird von medizinischem Fachpersonal injiziert. Je nachdem, wann dies erfolgt, muss noch einige Tage zusätzlich verhütet werden.
Bei der Dreimonatsspritze treten häufiger Nebenwirkungen auf und sie wird nur Frauen* empfohlen, die keinen anderen Methoden vertragen.
Das gilt für alle Verhütungsmethoden: Den Pearl-Index beachten
Der Pearl-Index gibt Auskunft über die Sicherheit einer Verhütungsmethode. Der jeweilige Pearl-Index gibt an, wie viele von 100 Frauen trotz gleicher Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger geworden sind - je niedriger die Zahl, desto sicherer ist die Methode.
Beispiel: Ein Pearl-Index von 4 bedeutet, dass 4 von 100 Frauen mit derselben Verhütungsmethode im Zeitraum von einem Jahr schwanger geworden sind.
Der Pearl-Index wird auch für chemische und mechanische Verhütungsmittel angegeben.
Der Pearl-Index der Hormonspirale liegt bei 0,16.
Die Pille hat einen Pearl-Index von 0,1-0,9.
Der Vaginalring liegt zwischen 0,4 und 0,65.
Bei Kondomen variiert der Wert des Pearl-Index zwischen 2 und 12, weil es hier besonders auf die richtige Anwendung ankommt. Chemische Verhütungsmittel belaufen sich bei 3 bis 21 und die Kalendermethode liegt bei Werten zwischen 1 und 9.
Für die Verlässlichkeit von Verhütungsmitteln spielt nicht nur die korrekte Anwendung eine Rolle, sondern auch die mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten wie Antibiotika, Cholesterinsenker, pflanzlichen Mitteln wie Johanniskraut oder auch Mittel gegen Pilzinfektionen. All das kann die hormonelle Wirkung von Verhütungsmethoden beeinflussen und sie damit weniger sicher machen. Auch Erbrechen und Durchfall können die Wirkung einschränken, weshalb zusätzlich ein Kondom verwendet werden sollte. Kondome sind ohnehin die einzigen Verhütungsmittel, die vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV oder Hepatitis C schützen!
Hormonelle Verhütungsmittel: Vor- und Nachteile
Wie der Pearl-Index zeigt, sind hormonelle Verhütungsmittel grundsätzlich sehr sicher und unkompliziert. Besonders in langjährigen Partnerschaften ermöglichen sie sexuelle Spontanität. Weitere Vorteile von hormonellen Verhütungsmitteln sind außerdem, dass sie gegen Menstruationsbeschwerden oder starke Blutungen helfen können und auch bei Pickeln und Akne das Hautbild verbessern. Doch das Risiko auf Nebenwirkungen sollte nicht unterschätzt werden. Dazu gehören:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Schwindel
- Spannungsgefühl in der Brust
- Libidoverlust
- Zyklusschwankungen
- Pilzinfektionen
- Stimmungsschwankungen
- Thromboserisiko (insbesondere bei Raucherinnen oder Personen mit Übergewicht)
Kommt es während der Einnahme zu dauerhaften Beschwerden oder ist man familiär mit Gefäßerkrankungen vorbelastet, sollte man von hormonellen Verhütungsmitteln absehen.
Kosten
Hormonelle Verhütungsmittel erfordern ein Rezept von der Frauenärztin / dem Frauenarzt und in den meisten Fällen müssen sie selbst bezahlt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in der Regel bis zum 18. Lebensjahr komplett und bis zum 22. Lebensjahr muss nur die Rezeptgebühr bezahlt werden.
Alternativen zu hormonellen Verhütungsmethoden
Wer nicht auf hormonelle Verhütungsmittel zurückgreifen möchte, hat die Wahl zwischen ein paar weiteren Methoden.
- Dazu gehören die chemischen Verhütungsmittel, welche Spermizide enthalten, die die Spermien abtöten. In der Apotheke gibt es diese in Form von Cremes, Gels, Zäpfchen oder Schaum. Sie werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt und wirken für die Dauer eines Samenergusses.
Achtung: Chemische Verhütungsmittel sollten immer in Kombination mit anderen Verhütungsmitteln verwendet werden, weil sie allein nicht sicher genug sind. Kondome sind aber nicht geeignet, denn Inhaltsstoffe können das Latex angreifen.
- Zu den mechanischen Verhütungsmitteln gehören das Kondom, das Diaphragma, die Portiokappe und das Femidom (Frauenkondom). Sie alle erfüllen eine Barrierefunktion und verhindern, dass Spermien die Eizelle erreichen. Bei den mechanischen Verhütungsmitteln kommt es vor allem auf die richtige Anwendung an. Außerdem sind das Kondom und Femidom die einzigen Verhütungsmittel, die vor sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten schützen.
Auch die Kupferspirale gehört zu den mechanischen Verhütungsmitteln. Sie ähnelt im Aussehen der Hormonspirale und wird ebenfalls in die Gebärmutter gesetzt. Allerdings gibt sie keine Hormone ab, sondern verfügt über einen Kupferdraht, der Kupferionen abgibt. Diese schädigen die Spermien und wirken auf diese Weise empfängnisverhütend.
- Natürliche Verhütungsmethoden können mithilfe eines Kalenders, der Temperaturmessung oder einem Verhütungscomputer erfolgen. Es werden dabei die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmt, sodass der geschützte und ungeschützte Geschlechtsverkehr entsprechend angepasst werden kann. Mit dieser Methode kann eine Schwangerschaft nicht nur verhindert, sondern auch gezielt geplant werden. Die natürliche Verhütungsmethode erfordert allerdings Zeit, bis sie verlässlich wirkt. Denn jeder Körper und jeder Menstruationszyklus sind anders, sodass das jeweilige Utensil deinen Körper und seinen Zyklus erst einmal kennenlernen muss. Außerdem beeinflussen äußere Faktoren wie Stress, unregelmäßiger Schlaf, Fieber und Krankheit, Alkohol und Medikamente die Zuverlässigkeit dieser Methode.
Fazit
Bei all dieser Auswahlmöglichkeiten kann die Entscheidung für eine Verhütungsmethode erst einmal überfordernd sein. Denn es gibt nicht das eine Verhütungsmittel, das für alle Frauen* und Paare gleich gut funktioniert. Es ist Abwägen und Ausprobieren gefragt, genauso wie sich professionell beraten zu lassen und sich Erfahrungsberichte anzuhören. Ein entscheidender Faktor ist die eigene Lebenssituation, die man sich vor Augen führen sollte. Die schließt möglicherweise schon einmal eine Reihe von Methoden aus. Wichtig ist, dass die Entscheidung nicht für immer ist. Solltest du nach ein paar Monaten unzufrieden sein und dich unwohl fühlen, kann das Verhütungsmittel einfach wieder abgesetzt und ein Neues probiert werden. Außerdem ist Verhütung nicht nur Frauen*sache! Wenn du in einer Partnerschaft lebst, solltest du deinen Partner in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen! Und wer weiß, vielleicht ist schon bald auch eine Pille für den Mann erhältlich - dann eröffnen sich noch einmal ganz neue Möglichkeiten!