Periodenarmut: Kein Geld für Tampons
Was ist Periodenarmut?
Periodenarmut (Period Poverty) betrifft weltweit mindestens 500 Millionen Menstruierende, die sich hygienische Periodenprodukte nicht leisten können und stattdessen auf Toiletten- und Zeitungspapier oder Stoffe zurückgreifen.
Denn: Die Menstruation ist ein relevanter Kostenfaktor. Solange Periodenprodukte nicht frei und kostenlos zugänglich sind, geben menstruierende Personen laut einer britischen Studie jährlich bis zu 500€ und insgesamt in ihrem Leben circa 20.500€ für sämtliche Menstruationsartikel aus. Darin inbegriffen sind nicht nur die offensichtlichen Dinge wie Tampons und Binden, sondern auch andere wichtige Produkte wie Schmerzmittel, Wärmflaschen oder gelegentlich neue Unterwäsche, wenn diese aufgrund des Menstruationsblutes auf Dauer unbrauchbar wird. Obwohl Frauen* im Durchschnitt ohnehin schon das geringere Monatseinkommen haben, müssen sie also auch noch Geld für Hygieneprodukte ausgeben, die zur Grundversorgung gehören sollten. Denn: Niemand sucht sich freiwillig aus, einmal im Monat zu bluten.
Wer ist von Periodenarmut betroffen?
Für viele Menstruierende ist es keine große Sache, eine Packung Tampons im Drogeriemarkt oder das ein oder andere Schmerzmittel in der Apotheke einzukaufen. Doch es gibt Menschen, für die machen diese 3 bis 4 Euro einen Unterschied.
Für viele Betroffene ist die Situation dramatisch und es muss aus finanziellen Gründen abgewogen werden zwischen einer täglichen Mahlzeit für die Familie oder den Kauf von Periodenprodukten. In Indien zum Beispiel haben Schätzungen zufolge lediglich 30% der Menstruierenden Zugang zu Menstruationsprodukten. So kommt es, dass Menstruierende, die sich die nötigen Artikel für ihre Blutung nicht leisten können, an diesen Tagen im Monat auf die Schule oder Arbeit verzichten, weil es schlichtweg zu umständlich wäre. Laut einer Studie verpassen in Bangladesch rund 40% der Menstruierenden aufgrund dessen monatlich etwa 3 Schultage. Damit bedeutet ein Zugang zu Periodenprodukten auch ein Zugang zu sozialer Teilhabe.
Periodenarmut existiert entgegen mancher Annahme auch in der westlichen Welt und ist auch in Deutschland sehr aktuell. Besonders Menschen ohne festen Wohnsitz, die auf der Straße leben, sind von Periodenarmut betroffen.
“Having your period is the worst time for a woman to be homeless. It just gives you that extra blow.” - Klientin in einer Tagesstätte in Bristol
In Berlin gibt es den Verein Social Period, der sich für eben diese Betroffenen einsetzt, indem gespendete Hygieneartikel gesammelt werden und diese dann an Tagesstätten, Notunterkünfte und andere Anlaufstellen für wohnungslose Menschen verteilt werden. Doch auch die Hartz-IV-Sätze für Gesundheit und Hygiene sind auf den Cent genau berechnet und unterscheiden dabei nicht zwischen den Geschlechtern. Folglich fehlt Menstruierenden jeden Monat Geld.
Die Senkung der sogenannten Tamponsteuer im Januar 2020 war zwar ein guter erster Schritt, der Tampons, Binden & Co nicht mehr als Luxusgüter deklariert. Dennoch hat sich eine kostenfreie Bereitstellung von Periodenprodukten im öffentlichen Raum wie an Schulen, Universitäten aber auch in Unternehmen noch nicht etabliert.
Vorreiter gegen Periodenarmut
Einige Länder setzen sich schon aktiv gegen Periodenarmut ein: In Schottland, Neuseeland und Frankreich wurden seitens der Regierung schon erste Maßnahmen gegen Periodenarmut ergriffen: Dort stehen mittlerweile in öffentlichen Gebäuden sowie in Schulen und Universitäten Menstruationsprodukte kostenlos zur Verfügung. Auch in den USA gibt es im Staat New York schon seit 2016 sowie in Kalifornien seit 2019 wichtige Schritte, die Periodenprodukte zugänglicher machen.