Schon längst nicht mehr kümmert sich eine Hebamme lediglich während und kurz nach der Geburt um die Mutter und ihr Neugeborenes. Der Beruf der Hebamme ist vielfältiger als die meisten annehmen. Doch was macht eine Hebamme? Wir wollen in diesem Beitrag darüber aufklären, welche Aufgaben eine Hebamme heutzutage hat, welche Hebammen-Leistungen Schwangeren zustehen und warum dieser schöne und wichtige Beruf vom Aussterben bedroht ist.
Welche Qualifikationen und Aufgaben hat eine Hebamme
Entgegen der Annahme, dass Hebammen ausschließlich für die Geburt und die erste Zeit danach qualifiziert sind, sollte schon zu Beginn der Schwangerschaft die Hebammensuche starten. Denn: Die Hebammenpraxis umfasst neben der Geburtshilfe und Wochenbettbetreuung auch sämtliche Vorsorgeuntersuchungen, eine Geburtsvorbereitung sowie Rückbildungsgymnastik und eine umfangreiche Stillbetreuung an. Sie sind nicht ärztliche Geburtshelferinnen, die in der Regel eine dreijährige Ausbildung absolviert haben. Diese Ausbildung ist anspruchsvoll, wissenschaftlich fundiert und umfasst 1.600 Theorie- sowie 3.000 Praxisstunden. Viele Hebammen erwerben über die Grundausbildung hinaus noch Zusatzqualifikationen wie Akupunktur, Rückbildungsgymnastik, Babymassage und Babyschwimmen, Ernährungsberatung oder Stillberatung. Die meisten Frauen* wenden sich für viele dieser Angelegenheiten an Gynäkolog*innen, obwohl auch bzw. insbesondere Hebammen für diese Aufgaben befähigt und qualifiziert sind. Sie können Schwangere vollumfänglich medizinisch betreuen und sie die gesamte Schwangerschaft und Wochenbettzeit unterstützen. Erst wenn etwas nicht regelrecht verläuft, sollte sich zusätzlich an Gynäkolog*innen gerichtet werden.
Beratung und (medizinische) Vorsorge
Während der Schwangerschaft ist eine Hebamme, sagen wir, die “qualifizierte beste Freundin” und Ansprechperson Nummer eins für die schwangere Person. Ihr können alle Fragen rund um die Schwangerschaft gestellt werden, sei es bezüglich der Ernährung oder Lebensweise während der Schwangerschaft, zu körperlichen Veränderungen, zum Ablauf der Geburt oder zu Themen Partnerschaft und Sexualität. Sie berät auch zum Thema Geburtsort und kennt die Vor- und Nachteile von Hausgeburten, Geburtshäusern oder der Entbindung im Kreißsaal im Krankenhaus.
Auch die medizinische Betreuung von Mutter* und Kind macht einen großen Teil der Arbeit einer Hebamme aus. Sie checkt regelmäßig das Gewicht, den Blutdruck, Blut- und Urinwerte, die Lage des Embryos, sein Wachstum und seine Größe sowie Herztöne und gegen Ende der Schwangerschaft auch die Wehentätigkeit. Sollte es dabei zu Unregelmäßigkeiten oder Komplikationen kommen, wird ein Facharzt oder eine Fachärztin aufgesucht. Ansonsten kann die Hebamme alle gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen sowie Laboruntersuchungen durchführen. Nur die Ultraschalluntersuchungen darf ausschließlich ein qualifizierte Arzt / eine qualifizierte Ärztin vornehmen. Für die Untersuchungen kommt die Hebamme zu der Schwangeren nach Hause. Vor allem zum Ende der Schwangerschaft ist dies eine große Erleichterung für die werdende Mutter.
Geburtsvorbereitung
Nicht alle, aber viele Hebammen bieten neben ihrer beratenden Tätigkeit auch Geburtsvorbereitungskurse, Rückbildungskurse, Schwangeren-Yoga, Akupunktur oder Gesprächsrunden unter werdenden Müttern* an, in denen sie sich austauschen können.
Geburtshilfe
Während bei der Geburt die Anwesenheit eines Arztes / einer Ärztin nicht vorgeschrieben ist, muss bei jeder Geburt in Deutschland eine Hebamme hingegen anwesend sein - spricht für die hohe Qualifikation von Hebammen. Bei der Entbindung kümmert sich die Hebamme um viele Aspekte:
- Empfangen der werdenden Mutter* und ihre Betreuung im Kreißsaal (Sofern dort entbunden wird: Die Hebamme begleitet die Schwangere auch ins Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt.)
- Kontrolle der Wehentätigkeit und Herztöne
- Unterstützung der Gebärenden bei der Entspannung zwischen den Wehen sowie bei der Atmung
- Protokollierung des Geburtsverlaufs
- Schützen des Damms mit speziellen Handgriffen während das Neugeborene durch den Geburtskanal tritt, oder ggf. Durchführung eines vorsorglichen Dammschnitts
- Durchtrennung der Nabelschnur des Babys und Untersuchung des Gesundheitszustands
- Begleitung der Nachgeburt sowie Hilfestellung beim Anlegen des Babys zum Stillen
Nach der Entbindung ist die Hebamme dafür verantwortlich, den Gesundheitszustand der Mutter* zu überwachen. Wenn sich die Vitalwerte wie Blutdruck oder Herzfrequenz negativ verändern oder es zu starken Blutungen kommt, schreitet sie sofort ein. Während der Wochenbettzeit überwacht sie die Rückbildung (mit geeigneten Übungen für den Beckenboden), den Heilungsprozess von eventuellen Geburtsverletzungen sowie den Wochenfluss.
Auch beim Stillen ist die Hebamme in der ersten Zeit für viele Frauen* eine große Hilfe und hilft der Mutter* beim Anlegen des Babys an die Brust. Außerdem kümmert sich die Hebamme auch um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Babys. Der Nabel des Neugeborenen wird gepflegt und sein Gewicht beobachtet. Eine Wochenbett-Box mit vielen hilfreichen Produkten für die perfekte Unterstützung und Versorgung im Wochenbett - empfiehlt sich auch sehr zum Verschenken an eine werdende Mama*. Denn die dürfen zur Geburt auch mal beschenkt werden!
Kann ich mir eine Hebamme leisten?
Normalerweise werden die Kosten für die Leistungen einer Hebamme von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Dazu zählen folgende Leistungen:
- Vorsorgeuntersuchung sowie die drei empfohlenen Ultraschalluntersuchungen
- Geburtsvorbereitungskurs
- Geburt
- Nachsorge: Die Krankenkasse zahlt bis zum zehnten Tag nach der Entbidung einen täglichen Hebammenbesuch zu Hause. Bis zur achten Woche werden in der Regel auch noch weitere Besuchstermine erstattet, vor allem wenn es zu Komplikationen kommen sollte.
- Rückbildungsgymnastik (Der Kurs muss jedoch neun Monate nach der Entbindung abgeschlossen sein.)
Diese Angaben können natürlich je nach Krankenkasse variieren. Es empfiehlt sich also, sich bei der eigenen Krankenkasse (auch über Zusatzleistungen) zu informieren. Manche Kassen übernehmen zum Beispiel auch anteilig den Aufenthalt in einem Geburtshaus.
Braucht man eine Hebamme
Die Schwangerschaft kann eine sehr aufwühlende und emotionale Zeit sein, in der jede*r Schwangere dankbar ist für Unterstützung, ein offenes Ohr und jemanden, der einem die Sorgen nimmt. Neben nahestehenden Familienmitgliedern, dem Partner oder der Partnerin sowie Freund*innen, tut es manchmal gut, jemanden zu haben, der / die qualifiziert ist und einem mit fachkundlicher Meinung gut zu reden kann. Zu einer Hebamme lässt sich oftmals eine viel vertrautere, intimere Beziehung aufbauen als zur eigenen Frauenärztin / zum eigene Frauenarzt. Eine Hebamme kann sich in der Regel mehr Zeit für dich nehmen, ist auf die Situation in und nach einer Schwangerschaft spezialisiert und leistet Hausbesuche. Da ein Großteil der Leistungen einer Hebamme von der Krankenkasse übernommen wird, würden wir eine Hebamme definitiv empfehlen! Natürlich ist das eine ganz individuelle Entscheidung. Aber warum sollte man sich die Schwangerschaft nicht ein wenig erleichtern und professionelle Betreuung annehmen? Im Zweifelsfall lieber erstmal ausprobieren, als von vornherein darauf zu verzichten. Spätestens bei der Geburt wird die Hebamme dabei sein, da es gesetzlich vorgeschrieben ist. Allerdings solltest du darauf achten, dass deine Hebamme einen Belegvertrag mit der Klinik hat und dort entbinden darf - mehr Infos dazu, findest du im folgenden Abschnitt. Insbesondere bei der Geburt kann die Hebamme, die dich schon auf deinem neun monatigen Weg der Schwangerschaft begleitet hat und dich kennt, eine enorme emotionale Stütze sein und dir als vertraute Person ein Gefühl von Sicherheit in dieser einmaligen Situation geben.
Eine Hebamme finden
Es gibt verschiedene Wege, eine Hebamme zu suchen. Manchmal vermittelt das Krankenhaus, in dem das Kind voraussichtlich geboren wird, eine Hebamme. Doch am besten ist, sich selbst darum zu kümmern. Es gibt eine Online - Plattform ammely.de des Deutschen Hebammenverbands (DHV) zur bundesweiten Vermittlung von Hebammen. Doch vielleicht kennst du auch Eltern, die dir eine Hebamme in der Nähe empfehlen können oder es gibt für deine Stadt eine Liste, auf der die Hebammen vor Ort zu finden sind. In jedem Fall steht für die Geburt im Krankenhaus eine diensthabende Hebamme zur Verfügung.
Betreut dich während deiner Schwangerschaft eine freiberufliche Hebamme, ist dies im Idealfall eine sogenannte Beleghebamme, die entweder in der Klinik angestellt ist oder einen Belegvertrag mit der gewünschten Klinik hat, sodass sich dich während der Geburt begleiten kann.
Leider stirbt der Beruf der Hebamme aus. Ein Grund dafür ist, dass in Deutschland Hebammen schlecht bezahlt werden und sie zusätzlich oftmals als Freiberuflerinnen sehr hohe Haftpflichtversicherungsbeiträge zahlen müssen. Hebammen dürfen die Anzahl der Schwangeren, die sie betreuen, auch nicht selbst bestimmen, denn sie bekommen nur die Betreuung für zwei Gebärende gleichzeitig vergütet. Dadurch ist es gar nicht so einfach, noch freie freiberufliche Beleghebammen zu finden. Zudem ist der Beruf aufgrund dieser schlechten Bedingungen natürlich auch nicht mehr sonderlich attraktiv und es gibt nur noch wenige Frauen, die diese Ausbildung wählen.
Weniger Frühgeburten durch Hebammenbetreuung
Dass die Aussichten für den Beruf der Hebamme so schlecht sind, ist tragisch. Denn Studien zeigen, dass eine gute Hebammenbetreuung zu weniger Frühgeburten und weniger medizinische Eingriffe während der Geburt notwendig sind. Auch die Krankenhausaufenthalte verkürzen sich durch diese intensive, fachliche Betreuung und sie wirkt sich oftmals positiv auf die Qualität und Quantität des Stillens aus.
Auch aufgrund dessen legen wir eine Hebammenbetreuung jeder werdenden Mutter* ans Herz. Sofern eine Schwangerschaft abzusehen ist, lohnt es sich also, die Hebammensuche rechtzeitig zu starten. Es gibt auch die Möglichkeit, die Vorsorgetermine zwischen Gynäkolog*in und Hebamme aufzuteilen. Auf diese Weise arbeiten beide Hand in Hand und auf die Kostenübernahme hat dieser Weg keinen Einfluss.